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Die Wand

Kennen Sie Bernd das Brot?

Nein? Glückwunsch, Ihr Gehirn muss sich damit einen albernen Quatsch weniger merken. Wobei das jetzt ja auch vorbei wäre. Denn sicherlich waren Sie neugierig, wer das ist, haben auf den Link geklickt und sich einen langen Wikipedia-Artikel durchgelesen. Und all das nur, weil Sie dachten, das wäre jetzt für das Verständnis dieses Artikels wichtig. Ist es nicht. Aber es erhöht den Unterhaltungswert.

Jetzt, wo wir alle den gleichen Wissensstand bezüglich eines schlecht gelaunten Kastenbrots haben, sind wir bereits im dritten Absatz. Vielleicht haben Sie eine latente Ahnung, um was es in diesem Artikel gehen soll, aber ich muss dazu ein wenig ausholen.

Seit Mitte März verbringe ich, wie viele andere Menschen auch, viel Zeit zu Hause. Nicht nur morgens und abends, nein auch tagsüber darf ich die Luft meiner eigenen vier Wände atmen. Denn es ist Homeoffice mobiles Arbeiten angesagt. Die Erkenntnis, dass das Infektionsrisiko für alle deutlich geringer ist, wenn die Mitarbeitenden einfach von zu Hause aus arbeiten, hat viele Arbeitgeber überraschend getroffen. Noch mehr überrascht waren sie, als sich herausstellte, dass dieses bis dahin gänzlich undenkbare Arbeitsmodell gar funktioniert. Es soll sogar Arbeitgeber geben, die darin ein festes Modell für die Zukunft sehen, was ich persönlich aber eher gruselig finde.

Im Homeoffice Am mobilen Arbeitsplatz richtete sich jeder so ein, wie es ihm gefiel. Manch einer saß ohne Hose in Videokonferenzen, andere saßen im Sommer auf der Terasse und alle einte, dass der Arbeitgeber ja nicht sehen konnte, was man da eigentlich in seinem Glas neben dem Computer stehen hatte. (Natürlich nur Wasser!)

Ich genoß in weiten Teilen Frühling und Frühsommer in meiner kleinen Arbeitskammer unterm Dach und schmolz bei herrlicher Hitze vor mich hin. Dabei ging es mir ganz ähnlich wie Bernd das Brot. Denn ich schaute (und schaue derzeit auch wieder) auf eine wundervoll mit Raufasertapete tapezierte Wand. Der Unterschied zwischen unserem kastenbrotförmigen Freund und mir ist, dass es bei ihm die Südwand und bei mir die Nordwand ist (allerdings die Seite der Nordwand, die nach Süden gerichtet ist). Wer denkt schon beim Einrichten seines privaten Arbeitszimmers daran, dass er da mal ganze Tage verbringen wird und somit die Aussicht auch schöner sein könnte?

Die Wand wird bei mir von mehreren Lampen stimmungsvoll in Szene gesetzt. (Hinter mir ist ein Fenster und dank dem dadurch entstehenden Gegenlicht würde man mich in Videokonferenzen quasi nicht sehen. Die beleuchtete Wand sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung meines Gesichts.) Gerade durch diese Illumination ist es auch mir möglich, das Muster der Raufasertapete auswendig zu lernen. Bernd, I feel you.

Nun gibt es dankenswerter Weise einen weiteren, gewichtigen Unterschied zwischen Bernd und mir: Bernd ist ein Kastenbrot. Ich hingegen bin (unter anderem auch dank Homeoffice mobilen Arbeiten) eher ein unförmiges Milchbrötchen.

P.S.: Einen großartigen Radiospot für Raufasertapete habe ich übrigens in diesem Artikel schon mal verlinkt und möchte noch einmal darauf hinweisen.

P.P.S.: „Homeoffice“ und „mobiles Arbeiten“ meinen letztlich etwas sehr ähnliches. Allerdings gibt es da ein paar entscheidende Unterschiede.

Veröffentlicht in Steinschlag

Bildquellen

  • Schreibtischlampe vor Wand: Sebastian Stein

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