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Mauern

In der Bibel steht:

Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.

Psalm 18,30b

Die Mauern stehen hier durchaus für tatsächlich vorhandene, physische Mauern. Direkt davor steht, dass ich mit Gott „Wälle überwinden“ bzw. „Festungen erstürmen“ kann. Die Mauern können aber auch symbolisch für Probleme stehen, für Hindernisse, für Dinge, die uns voneinander und auch von Gott trennen. Wir alle kennen diese Situationen, in denen wir vor so einer Mauer stehen und nicht wissen, wie wir da drüber springen sollen.

Manch einer mag dann denken: „Gut, jede Mauer hat ja vielleicht auch ein Ende. Vielleicht kann ich das Problem einfach umgehen?“ Aber das ist leider häufig nicht so. Es ist wie im Zeichentrickfilm „Ab durch die Hecke“, bei dem die Waldtiere nach ihrem Winterschlaf plötzlich vor einer quasi endlosen Hecke stehen, die den Wald vom Neubaugebiet trennt und damit die Tiere beim Futtersammeln massiv beschränkt. Oder aber wie in Berlin, bei dem die Mauer ein Ring war und damit Menschen beiderseits der Mauer ein- und gleichzeitig aussperrte.

Manchmal sind Mauern aber gar nicht so physisch greifbar. Denn wir bauen auch in uns selbst Mauern auf, verschließen uns für Einflüsse von außen. Diese Mauern schützen uns bspw. vor negativen Emotionen, aber sie sperren uns auch ein. Und dann können wir diese Mauern eventuell selbst nicht mehr einreißen, sie nicht mehr überwinden. Ganz im Gegenteil: Wir bauen womöglich noch weitere gedankliche Mauern auf, bauen ein Labyrinth, aus dem wir selbst nicht mehr herausfinden und reden uns dann ein, dass das so sein muss. Aus einem Wall, mit dem wir uns eigentlich nur schützen wollten, wird eine massive Mauer, die uns einengt. Und diese, ja eigentlich nur gedankliche Einengung schränkt uns dann auch in vielen anderen Lebensbereichen ein. So sehr, dass wir irgendwann auch nicht mehr Anlauf nehmen können, um über die Mauer zu springen. Vieles kann man nach außen hin kaschieren, so dass es möglichst nicht auffällt. Aber in uns drin haben wir uns verlaufen und haben aufgegeben, den Weg aus dem Labyrinth zu finden.

Dann brauchen wir Gott, mit dem wir über Mauern springen können. Gott muss dazu aber auch bei uns sein, damit wir mit ihm springen können. Das Gute ist, dass es diese Mauern für Gott nicht gibt. Ihn halten die Mauern, die wir um uns ziehen nicht auf. Ganz im Gegenteil: Er guckt ganz bewusst hinter diese Mauern, er sucht in jeder Ecke nach uns. Und wenn er uns in unserem Labyrinth findet, dann sagt er auch nicht sofort: „So, und nun nimm Anlauf, mein Kind, und spring!“ Nein, denn das würde nur dazu führen, dass wir vermutlich doch gegen die Mauer laufen. So ein Sprung braucht Vorbereitung. So wie ein Leichtathlet seine Muskeln aufwärmt und die Bänder dehnt, jahrelang nur für diesen einen Moment beim Wettbewerb trainiert, so muss bei uns erst wieder Vertrauen in Gott und in uns selbst wachsen.

Gott setzt oder legt sich also erst einmal neben uns. Er ist einfach nur da, gibt uns das Gefühl, dass er für uns da ist und wartet, bis wir so weit sind mit ihm zu sprechen.

Es gibt von der Musikerin Lotte ein Lied, das den Titel „Mauern“ trägt und genau diese Situation beschreibt. Das Lied gehört eigentlich zur Musik des Thrillers „Playlist“ von Sebastian Fitzek (sehr hörens- und lesenwert übrigens). Aber für mich klingt der Text so, als wenn Gott zu mir spricht:

Wenn du am Boden liegst, leg ich mich daneben
Und wenn du schweigen willst, dann schweigen wir eben
Auch wenn es anfängt Steine zu regnen
Ich bleib bei dir

Und auch wenn du schon seit Wochen nicht rangehst
Und mir wieder nur ’ne Ausrede andrehst
Gefühlt hinter ’ner eiskalten Wand lebst
Ich bleib bei dir

Ich weiß wie du dich fühlst
jedes Wort ist dir zu viel

Du bist gefang’n in deiner Haut
Hast tausend Mauern aufgebaut
Ein Labyrinth, du kennst dich aus
Jeder Weg führt rein und keiner raus
Du bist Gefangener in dir drin
Wo du auch bist, ich komm da hin
Mir egal, wie lang das braucht
Deine Mauern halten mich nicht auf

Ich geh den Weg zu dir durch all diese Steine
Ich kämpf mich durch die Leere, all dieses Schweigen
Ich leg die Angst und jeden Zweifel beiseite
Ich komm zu dir

Denn ich weiß, hinter dieser Einsamkeit
Ist jemand, den ich liebe seit Tag eins
Ich mache weiter, bis kein Stein mehr bleibt
Ich komm zu dir

Lotte, Sebastian Fitzek

Gott kommt zu uns und unsere Mauern, egal wie hoch oder massiv sie sein mögen, halten ihn nicht auf.

Veröffentlicht in Glaubensimpulse

Bildquellen

  • Mauer: Sebastian Stein

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