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Handtaschenbrot

Es ist ein Klassiker: Auf dem Weg nach Hause noch eben schnell in den nächsten Supermarkt bzw. Discounter springen und fix ein paar fehlende Dinge besorgen. Man sollte sich dann nur merken, wo man die Sachen anschließend lagert. Und wenn jemand anderes von diesen Einkäufen abhängig ist, sollte man ihm oder ihr auch sagen, wo diese Dinge sind. Aber der Reihe nach:

Wer Brot essen will, sollte welches kaufen. Oder aber selbst backen – sei es mit selbst angesetztem Sauerteig, einfachem Hefeteig oder mit einer profanen Brotbackmischung aus dem Discounter. Wir sind irgendwann dazu übergegangen, vorrangig unser Brot aus eben diesen Brotbackmischungen zu produzieren. Der Vorteil: Man hat immer dann frisches Brot da, wenn man es braucht. Der Nachteil: Wenn man nicht aktiv wird, den Brotteig anrührt und den daraus geformten Laib in den Ofen schiebt, hat man kein Brot da, wenn man es braucht.

In einer längst vergessenen Zeit, als bei uns noch keine Kinder wohnten und alle Bewohner der Wohnung einer bezahlten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit in Vollzeit nachgingen, war das mit dem Einkaufen bei uns sehr unterschiedlich geregelt. Wir gingen dann einkaufen, wenn dazu Zeit war – morgens vor der Arbeit, nachmittags nach der Arbeit, an freien Tagen oder am Wochenende. Das war auch kein Problem, denn wir hatten (Großstadt sei dank) nahezu unzählige Einkaufsmöglichkeiten in fußläufiger Umgebung unserer Wohnung. So war es nicht unüblich, dass man etwas Vergessenes nach der Arbeit auf dem Heimweg noch schnell irgendwo nachkaufte.

Eines Abends war es nun an mir, ein Brot zu produzieren. Da die zugehörige Mischung aber eben genau zu diesen vergessenen Produkten gehörte, hatte meine Frau sie im Laufe des Vormittags noch besorgt, bevor sie dann zu ihrem Spätdienst aufbrach. In meinem jugendlichen Leichtsinn wollte ich nun noch schnell vor der Tagesschau den Brotteig anrühren und zum Gehen beiseite stellen, fand aber die von meiner Frau erworbene Packung nicht. Sie war nicht in den sonst üblichen Vorratsschränken, stand nicht auf der Arbeitsfläche, neben dem Ofen oder wo es sonst noch logisch gewesen wäre. Es ließ sich auch kein Einkaufsbeutel mit entsprechendem Inhalt auffinden – weder in der Küche, noch im Flur oder gar an der Garderobe.

Völlig entnervt gab ich irgendwann auf. Gab es eben kein Brot zum Frühstück. Ersatz besorgen ging natürlich auch nicht mehr – alle irgendwie schnell erreichbaren Läden hatten bereits geschlossen.

Einige Zeit später kam auch die holde Gattin wieder ins heimelige Heim zurück und verstand die ganze Aufregung überhaupt nicht. Natürlich hatte sie alles besorgt, sie hätte die Tasche aber aus Zeitgründen nicht mehr ausgepackt. Und so fand ich (nach einigen weiteren Hinweisen zu Art und Aufbewahrungsort der Tasche) eine jungfräuliche 1kg-Packung mit feinster Brotbackmischung in einer kleinen, kompakten Handtasche, die an der Garderobe hing. Mehr als dieses in Papier gewickelte Mehl-Hefe-sonstwas-Gemisch hatte auch keinen Platz mehr in der Tasche und dass dieses da überhaupt rein gepasst hatte, überraschte mich. Meine Frau lachte Tränen – ich nicht.

Veröffentlicht in Steinschlag

Bildquellen

  • Brot: fuhlhage / Pixabay.com

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