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Ein fast vergessenes Gerät

Damals, als ich noch in die Schule ging, grenzte es nahezu an Rebellion wenn man mit einem Kugelschreiber schrieb. Es gab sogar Lehrer, die mit Kuli geschriebene Arbeiten bzw. Klausuren gar nicht erst kontrollierten. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) schaffte fast jeder irgendwann den Füllfederhalter, kurz Füller, ab und fing an, mit Billigkugelschreibern von Messen, Hotels, Supermärkten und anderen mehr oder minder wichtigen Marken zu schreiben. Es hieß dann zwar immer, die Handschrift würde darunter leiden, aber war uns das nicht allen egal? Hauptsache man konnte die Lehrer ein wenig ärgern.
Ich muss ja wenigstens zugeben, dass ich eine Zeitlang wenigstens noch Klausuren mit Füller schireb, aber irgendwann war es auch mir zu blöd, die Tinte von den Fingern zu schruppen. Und so verschwand mein Füller (ein edeler Pelikan-Schreiber) in der Versenkung und ward nicht mehr gesehn.
Bis vor kurzem.
Während des Bewerbungsmarathons tauchte auf einmal eine Stellenanzeige auf, die folgenden, nahezu erschreckenden Satz enthielt: “ Bitte beachten Sie unbedingt, dass wir von Ihnen einen handgeschriebenen Lebenslauf möchten !! „
Schon allein dieses doppelte Ausrufezeichen kann einem Angst machen. Aber da ich ja ein ordentlicher Mensch bin, nahm ich meinen Füller und schrieb den Lebenslauf mit der Hand. Ende.
Ok. Jetzt noch mal ehrlich: Natürlich musste ich meinen Füller erst suchen, um dann festzustellen, dass keine Tinte mehr darin ist. Also suchte ich mit der festen Überzeugen, noch ein Tintenfässchen zu besitzen weiter und fand natürlich nichts. Dafür tauchte ein fast vergessenes Geschenk auf. Ein kleines Etui mit einem noch kleineren Kugelschreiber und einem ebenso riesigem Füller. Und in eben diesem Füller befand sich tatsächlich eine Tintenpatrone! Ich war gerretet und fing an zu schreiben. Na gut, ich schrieb lediglich ab, denn schließlich war mein Lebenslauf im Computer fertig.
Während des Schreibens bemerkte ich, dass man mit Füller doch wesentlich schöner schreiben kann, als ich es in Erinnerung hatte. Gut, die Finger waren natürlich hinterher wieder blau, aber die Schrift wirkte wesentlich angenehmer als mit einem dieser Billigkugelschreiber, wobei auch teure Kugelschreiber meißtens nicht besser sind als diese Werbegeschenke.
Dazu fällt mir gerad noch was anderes ein: Hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, wieso man teilweise eigentlich Kugeschreiber kaufen soll, auf denen irgendeine Schleichwerbung abgedruckt ist… ?!
Zurück zum Thema: Nach mehreren Fehlversuchen und nahezu blank liegenden Nerven hatte ich es endlch geschafft, einen handgeschriebenen Lebenslauf zu verfassen. Ich war durchaus beeindruckt vom Ergebnis und habe mir vorgenommen, zumindest Briefe mit Füller zu unterschreiben – den Text erledigt weiterhin der Computer. Das erspart mir Zeit, Nerven, und jede Menge blaue Finger.

Veröffentlicht in Steinschlag

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